Geistesgegenwärtig führen – SEP-Frühjahrstagung 2024 mit Cathy und Daniel Zindel
Vom 10. bis 12. März verbrachte eine schöne Gruppe drei Tage im Seminarhotel Lihn ob dem
Walensee und wurde von Daniel und Cathy Zindel mithineingenommen in Überlegungen, Erfahrungen und Modelle des Führens, insbesondere im Rahmen des Pfarramts.
In einem ersten Block führte uns Daniel Zindel ein in die Frage, ob sich in
der Bibel eine Theologie der Führung
findet. Nebst dem Streifen verschiedener biblischer Führungspersönlichkeiten und dem daraus resultierenden Fazit, dass Führen in der Bibel ganz unterschiedlich buchstabiert wird, widmeten wir uns auch den Fragen, wo, ob
und wie Jesus eine Führungsposition
einnahm. Auch hier streiften wir verschiedene spannende Aspekte wie
etwa, dass sich Jesus sein „Kader“ selbst zusammenstellte und trainierte, dass er seine Jünger
„ins Praktikum“ schickte und dieses nachgängig mit ihnen auswertete, vor allem aber, wie sehr
er Wert auf eine in der Kindschaft gegründete Identität legte.
In diesem ersten Block wurden wir auch vertraut gemacht mit der Führungspyramide, welche
drei Ebenen unterscheidet: Zuunterst und damit am breitesten ist die Spiritualität (im Sinne von
wo der spiritus sanctus am Werke ist), auf der mittleren Ebene befindet sich die Gemeinschaft,
zuoberst die Ebene der Professionalität. Diese Pyramide begleitete uns immer wieder während
dieser drei Tage und diente zum Reflektieren und Einordnen. Bereits jetzt stellte sich uns die
Frage: Auf welcher Ebene liegt meine Kernbegabung? Auf dieser tendieren wir mehrheitlich zu
agieren – Anderes dürfen wir noch entwickeln oder uns gezielt Ergänzung dazu suchen.
In einem zweiten Block wandten wir uns den Spezifika der Pfarrperson als Führungskraft zu. Daniel Zindel stellte uns eine Auswahl der zahlreichen Tätigkeitsfeldern von Pfarrpersonen vor und
in Gruppen widmeten wir uns je einem solchen. Schliesslich kamen im Plenum viele spannende
Überlegungen, Fragen und Erkenntnisse zusammen zu Tätigkeitsfeldern wie Strategiebildung,
Kommunikation, Krisenmanagement oder Selbstführung – jeweils auch in Bezug auf die drei
Ebenen Spiritualität, Gemeinschaft und Professionalität.
Dass Führungsentscheidungen selten nur die Führungskraft
selbst, sondern meistens auch die Partnerschaft respektive
Ehe betreffen, war Thema des dritten Blocks. Cathy und Daniel berichteten anschaulich von ihren eigenen Erfahrungen
und Herausforderungen. Es kamen Chancen wie die Flexibilität im Zeitmanagement, aber auch Herausforderungen
wie Planungsunsicherheiten zur Sprache, und wir wurden
sensibilisiert für die „Eheperson“ – dieses 1+1=3, das häufig in Partnerschaften vernachlässigt oder vergessen wird.
Zudem erhielten wir einige Hilfestellungen an die Hand, wovon hier zwei genannt werden sollen: Einerseits die Frage,
die man sich immer wieder stellen kann und soll, danach,
ob etwas von Gott vorbereitet ist (siehe Eph. 2,10) – getreu
dem Motto „Nicht jede Not ist ein Auftrag!“ Andererseits ist dies das Ehe-Lebensstilmodell, welches einen hineinnimmt in die verschiedenen Ebenen, die unser Leben konstituieren: Der
Grund, der gelegt ist durch und in Jesus Christus, unsere Kindschaft, unsere Ehe, Elternschaft,
Beruf sowie Freizeit und weitere Mandate – und dies jeweils in der Wechselwirkung als Paar.
Im vierten und letzten Block ging es schliesslich ums Scheitern und einen konstruktiven Umgang
damit. Während aggressive, depressive und kompensative Lösungswege nicht nachhaltig zu
Wachstum und Verbesserung führen, vermag dies ein konstruktiver Lösungsweg durchaus. Zeit,
den emotionalen Schmerz zuzulassen, sich der eigenen Schuld- bzw. Verantwortungsfrage zu
stellen und dies zur Versöhnung zu nutzen, eine Rehabilitierung und Singularisierung, das Learning und das Weitergeben des Gelernten sind hierbei konstitutive Elemente eines solchen konstruktiven Lösungsweges.
Zahlreiche Reflexions- und Austauschzeiten, die gemeinsamen Mahlzeiten sowie der Gemeinschaftsabend rundeten das Programm ab. Und so schlossen wir die Tagung mit einem persönlichen Austausch und Gebet füreinander zu zweit und, „wie geng“, mit der Grossen Doxologie –
gestärkt für unsere je eigenen Führungstätigkeiten und Herausforderungen in unseren (Pfarr)Ämtern.
Bericht und Bilder von: Leandra Zeller